Am vergangenen Dienstag informierte die Deutsche Bahn in einer „Anwohner- und Betroffenenveranstaltung“ über den geplanten Neubau des Rudersdorfer Tunnels.
Knapp 200 Teilnehmer waren im Teams-Meeting anwesend und konnten Fragen im Chat stellen. Die Anzahl der „Zuschauer“ war vermutlich deutlich größer, da sich teilweise mehrere Personen vor den Endgeräten versammelt haben.
Frau Annegret Scheffler (DB Netz AG, Öffentlichkeitsarbeit Infrastrukturprojekte Mitte) und Herr Bodo Tauch (DB Netz AG, Projektleiter Tunnelbau) informierten über die Pläne der Deutschen Bahn.
Hinweis: Auf dem BauInfoPortal der Deutschen Bahn sind bisher keine Informationen zum Projekt zu lesen.
Der »alte« Rudersdorfer Tunnel
Der Rudersdorfer Tunnel wurde von 1913 bis 1915 gebaut. Er hat eine Länge von 2.652 Metern. Der zweigleisige Tunnel unterquert die Tiefenrother Höhe und liegt zwischen dem Bahnhof Rudersdorf und dem Haltepunkt Dillbrecht.
Gut zu wissen: 170 Meter über dem Tunnel steht eine Infotafel am Rothaarsteig, die über einige interessante Fakten zum alten Rudersdorfer Tunnel informiert:
- Der Tunnel war (aber nur bis 2003) der längste Eisenbahntunnel in Nordrhein-Westfalen.
- 9 schwere Greifbagger bewegten damals 2 Millionen Kubikmeter Boden- und Gesteinsmaterial.
- Eine 12 Kilometer lange Transportbahn wurde damals von Siegen nach Rudersdorf eingerichtet.
- Die Gesamtkosten betrugen über 30 Millionen Mark.
Der Tunnel ist schon über 100 Jahre alt und die Unterhaltskosten werden von Jahr zu Jahr teurer. Deshalb hat sich die Deutsche Bahn für einen Neubau entschieden.
Der alte Tunnel wird aufgegeben und nach dem Anschluss des neuen Tunnels an das Schienennetz verfüllt.
Der »neue« Rudersdorfer Tunnel
Herr Bodo Tauch informierte ausführlich zu den Plänen. Ich fasse meine Notizen mal kurz zusammen.
Allgemeine Fakten
- Der neue Tunnel wird westlich des alten Tunnels gebaut. Die Länge wird 3.058 Meter betragen.
- Es werden zwei eingleisige Tunnelröhren gebaut.
- Die voraussichtliche Bauzeit ist von 2025 bis 2031 geplant.
- Übernächste Woche sollen die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren eingereicht werden.
Durchführung der Arbeiten
- Der Neubau erfolgt im Sprengvortrieb. Pro Tag werden maximal 2 bis 3 Sprengungen pro Röhrenseite durchgeführt.
- Die Arbeiten werden auch nachts durchgeführt. Laute Arbeiten werden aber nicht zu nachtschlafender Zeit stattfinden.
- Rund um die jetzigen Portale werden Flächen für die Zwischenlagerung von Ausbruchmaterial zur späteren Verfüllung des Bestandstunnels und dessen Voreineinschnitte gelagert.
- Etwa die Hälfte des Ausbruchmaterials wird gelagert, der Rest wird abtransportiert.
Anbindung der Baustelle an das örtliche Straßennetz
- Die zweispurigen Baustraßen werden eine Länge von ca. 10 km haben.
- Es sind keine Ortsdurchfahrten erforderlich. Die Baustraßen werden an die L904 (zwischen Wilgersdorf und der Kalteiche) angebunden.
- Etwa alle 7 Minuten fährt ein LKW über die Baustraße.
- Die Nutzung von Zügen für den Abtransport ist nicht möglich, da die Bahnstrecke zu stark ausgelastet ist.
- Die bestehenden Wege und Straßen sollen weitgehend erhalten bleiben.
Sicherheit
- Der neue Tunnel wird alle aktuellen Sicherheitsanforderungen erfüllen.
- Maximal alle 440 Meter werden Verbindungsbauwerke zwischen beiden Röhren gebaut, um im Unglücksfall in einer Röhre schnell Hilfe leisten zu können.
- Vor beiden neuen Tunnelportalen werden befahrbare Rettungsplätze mit zweispurigen Zufahrten eingerichtet. Die festen Fahrbahnen in den Tunnelröhren sind mit Rettungszeugen befahrbar.
Sonstiges
- Der Bahnverkehr auf der Dillstrecke wird während der Bauarbeiten kaum beeinträchtigt. Nur für die Sprengungen der Brücken wird die Strecke voraussichtlich an zwei Wochenenden gesperrt werden.
- Nach Fertigstellung des neuen Tunnels ist eine Vollsperrung für sechs Wochen erforderlich, um die Bahnstrecke an den neuen Tunnel anzuschließen.
- Auf der Dillstrecke ist nach der Fertigstellung des Tunnels kein Mehrverkehr geplant.
- Weitere Info-Veranstaltungen der Deutschen Bahn werden in der nächsten Zeit folgen.